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Einbanddeckel der Erstausgabe 1922
und der Neuausgabe 2018

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Seite 3 (Titelseite) der EA 1922
Seite 7 mit dem Textbeginn
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Constantin Redzich
Ein Besuch auf dem Mars im Jahre 3000
Neuausgabe des nur einmal 1922 erschienenen Romans
Broschüre, 157 Seiten, 3 Abbildungen, Kommentar von Franz Rottensteiner
15,00 € — ISBN 978-3-945807-25-5

Inhalt
Aus den Anmerkungen

Auszug aus dem 1. Kapitel

Inhalt

1. Das Jahrhundert der Weltwunder
2. In den Ätherregionen
3. Im Schweifnebel des Kometen
4. Eine grausige Entdeckung
5. Marsstudien
6. Zusammenstoß mit einem Meteor
7. Im Marslazarett
8. Überwältigende Eindrücke
9. Die Wunder der Marswelt
10. Geniale Künstler
11. Ideale Staatsformen
12. An der Grenze des Übersinnlichen
13. Eine hochinteressante Entdeckung
14. Idealehe
15. Verwirklichung des Übersinnlichen
16. Abschied und Abfahrt
17. Idealphilosophie
18. Unheimliche Situation
19. Übersinnliche Vorgänge
20. Ausklang
Anmerkungen

Aus den Anmerkungen

Constantin Redzich (1869–19??), der mit bürgerlichem Namen Egon Falkenhayn hieß und Ingenieur war, lebte und arbeitete in Frankfurt am Main als Redakteur der Zeitschrift ‚Welt und Technik‘ (um 1926/27) und war Verfasser mehrerer Romane und eines zweiteiligen Sachbuchs über Erfindungen und Erfinder:

Zugvogel. Reise-Erinnerungen und Erlebnisse aus Deutsch-Ost-Afrika zur Zeit der ersten Landerwerbungen. Berlin: W. v. Frankenstein 1913, 261 S.
Schuldbann und Opfer. Eine Familientragödie (Deutsche Roman-Woche 6). Leipzig: Vogel & Vogel 1914, 68 S.
Die eiserne Brigade. Original-Kriegsroman (Mignon-Romane 98). Dresden: Mignon o. J. [1915], 96 S.
In französischer Gefangenschaft. Original-Kriegsroman (Mignon-Romane 101). Dresden: Mignon o. J. [1915], 96 S.
Deutsche unter Kosakenknuten. Original-Kriegsroman (Mignon-Romane 104). Dresden: Mignon o. J. [1915], 96 S.
Anabnacorona (Ambosshefte 39). München: Müller & Königer o. J. [1917], 16 S.
Unter afrikanischer Tropensonne. Reise- und Jagdabenteuer im ehemaligen Deutsch-Ostafrika. Leipzig: A. Bergmann 1925, 230 S.
Ein Besuch auf dem Mars im Jahre 3000. Stuttgart: Wagnersche Verlagsanstalt (Otto R. Wagner, Inh. Anton Bippi), 1.–5. Tsd. 1922, 183 S.
Das große Buch der Erfindungen und deren Erfinder. Lebensschicksale unserer Bahnbrecher aufstrebender Kultur, von den Anfängen des Menschengeschlechts bis zur Jetztzeit. Zusammengestellt und bearbeitet von Constantin Redzich. Erfurt: Thüringer Verlagsanstalt H. Bartholomäus o. J. [1928/29]. Erster Band: 407 S., mit Abb., 1 Tafel; Zweiter Band: 400 S., mit Abb.

Weitere Informationen zu Leben und Werk Egon Falkenhayns, insbesondere das Todesjahr, konnten leider nicht ermittelt werden. Die beiden 1913 und 1925 erschienenen Afrika-Bücher lassen vermuten, dass sich Redzich vor dem Ersten Weltkrieg in Ostafrika aufgehalten hat.
     Der nur einmal 1922 erschienene phantasiereiche utopische Roman Ein Besuch auf dem Mars im Jahre 3000, der hier nach über 95 Jahren wieder zugänglich gemacht wird, beschreibt die Reise einer Gruppe von Menschen zum Mars und ihre Erlebnisse mit der dortigen fortgeschrittenen Marszivilisation und weist somit eine Verwandtschaft zu Albert Daibers Marsromanen Die Weltensegler [1] und Vom Mars zur Erde [2] auf.
     Nach der Einschätzung von Franz Rottensteiner [3] ist Ein Besuch auf dem Mars im Jahre 3000 „ein höchst merkwürdiges Produkt, einerseits eine Art deutsches Ralph 124 C 41+, eine Sammlung von merkwürdigen Erfindungen und wissenschaftlicher und sozialer Entdeckungen, die allerdings rein phantastisch, unwissenschaftlich und ganz und gar unzeitgemäß sind, so glaubt der Autor noch allen Ernstes an den Äther, sein Raumschiff ist ein Luftballon und sein Umgang mit der elektrischen Spannung einfach abenteuerlich; andererseits ist die Geschichte in allen Einzelheiten der Handlung und in den bieder-treuherzigen Dialogen von einer Naivität, die selbst Gernsbacks Pionierroman als anspruchsvolles Stück Prosa erscheinen lässt. Der Autor hat dabei unzweifelhaft Phantasie, die sich zwar großteils in trivialen technischen und gesellschaftlichen Einzelheiten erschöpft, aber auch einige interessante, wenn auch anachronistische Bilder liefert. Redzich ist nicht ohne Ideen, aber sie stammen aus dem neunzehnten Jahrhundert, und Aufbau und Handlung seines kurzen Werkchens ähneln denen erzieherischer Knabenliteratur, mit der Autoritätsfigur eines allwissenden, superklugen Professors, der seine weniger klugen Gehilfen, die mit grob-humoristischen Eigenheiten behaftet sind, ständig dozierend belehrt und der immer Recht behält, auch wenn seine Meinungen im Grunde von höchster Verschrobenheit sind. Als Literatur ist dieses Büchlein völlig bedeutungslos, aber es ist ein reizvolles Sammelsurium skurriler Einfälle.“

[1] Albert Daiber: Die Weltensegler. Drei Jahre auf dem Mars. Der reiferen Jugend erzählt. Stuttgart: Levy & Müller o. J. [1909/1910]. – Wiederabdruck in: Ders.: Anno 2222. Die Weltensegler. Vom Mars zur Erde. Neuausgabe der zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienenen Romane. Lüneburg: Dieter von Reeken 2018, S. 83–195.
[2] Vom Mars zur Erde. Eine Erzählung für die reifere Jugend. Stuttgart: Levy & Müller a. O. (wie Anm. 1) o. J. [1910–1914]. – Wiederabdruck in: Ders.: Anno 2222. Die Weltensegler. Vom Mars zur Erde. A. a. O. (wie Anm. 1), S. 197–315.
[3] Franz Rottensteiner: Constantin Redzich (d. i. Egon Falkenhayn): Ein Besuch auf dem Mars im Jahre 3000. In: Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur, herausgegeben von Franz Rottensteiner und Michael Koseler (Loseblattausgabe). Meitingen: Corian (H. Wimmer), 6. Erg.Lfg. Dezember 1990, S. 1–4, hier S. 4.

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Auszug aus dem 1. Kapitel

[…] „Und diese magnetischen Kräfte bewirken, daß sie in der ihnen vorgeschriebenen Bahn verharren? Aber Kräfte werden doch allmählich verbraucht, es müßte demnach ein Nachlassen der Spannung eintreten!“
     „In der Natur werden keine Kräfte verbraucht, einfach, weil sie ewig ist, das besagt alles. Im Weltenraum geht weder ein Stäubchen verloren, noch irgend ein Körper durch Abnutzung zugrunde. Genau so verhält es sich mit jeder uns wahrnehmbaren Naturkraft. Sie ergänzt, erneuert die notwendigen Substanzen aus Stoffen, die aus einem unerschöpflichen Reservoir stammen, weil unaufhörlich, ununterbrochen und unausgesetzt auch die winzigsten Atome stets im Neubilden begriffen sind. Sogenannte ‚verbrauchte‘ Stoffe und Kräfte dienen in anderer Weise zur Ergänzung von Materien, so daß Verbrauch und Erneuerung sich die Wage halten, sozusagen einen Kreislauf bilden.
     Greifen wir beispielsweise einen Stoff – die Luft –heraus: Nachdem der Sauerstoff den lebenden Kreaturen zum Atmen gedient, saugt die Lungenlegion der Pflanzen gierig die Ausscheidung – Kohlensäure – ein, die sie zum Leben und zur Fortentwicklung benötigen. Ist ihre Lebensdauer abgelaufen, zerfallen sie zu Staub und düngen –nähren – mit diesem angeblich wertlosen Stoff die Erdkruste, den zerriebenen Sand, diesen für Neubildungen vorbereitend. Dasselbe geschieht in ähnlicher Weise mit angeblich verbrauchten Kräften. Wenn beispielsweise ein elektrischer Funke mit positiver Ladung durch Berührung mit einem solchen negativer Richtung Kurzschluß erzeugt, hebt sich die gegenseitige Spannung auf, gleicht sich aus; doch damit verflüchtigt sich die Kraft nicht etwa, um nutzlos zu verbrennen. Solche Verschwendung erlaubt sich die Natur nicht, dazu ist sie zu sparsam und zu ökonomisch durchtrieben. Im Gegenteil! Diese Verbrennung erzeugt eine neue Kraft; denn wie der Chemiker
‚verbrennen‘ richtig als eine chemische Verbindung bezeichnet, so muß logischerweise diese ‚Verbindung‘ auch eine neue Kraftquelle erzeugen.“
     „Und in welcher Form ist diese Kraft wahrnehmbar?“
     „Wahrnehmbar im einzelnen ist sie für uns menschliche Geschöpfe nur durch Messungen mit unsagbar empfindlichen Instrumenten. Die Natur gibt uns aber Hilfsmittel zur Feststellung dieser Verwandlung, indem sie uns Kurzschlüsse in riesigster Ausdehnung praktisch vorführt, nämlich in Form von elektrischen Entladungen bei einem Gewitter. Durch den Kurzschluß – Blitz – werden die Spannungskräfte ausgeglichen, d. h. hier fehlende und dort im Überfluß vorhandene Mengen umgeleitet, die beiderseitig bis zum Brechen angefüllten Speicher ausgetauscht. Zwei zusammenprallende Wasserwogen aus entgegengesetzter Richtung erzeugen ebenfalls ein Donnergetöse, wenn sie wie in sinnloser Wut aufeinanderstürzen, und trotzdem fließen sie im nächsten Moment friedlich ineinander, ergänzen sich gegenseitig und vermengen sich schließlich auch mit dem hellaufflammenden Schaum. Kein Tropfen geht verloren, nicht um einen Millimeter sinkt der Spiegel, trotzdem den Meeren zu jeder Sekunde ungeheure Mengen entzogen werden, um für allerlei Zwecke Verwendung zu finden.
     Es sind eben genügend Ersatzstoffe im Weltenraum vorhanden, um jedes noch so winzige, dem Ganzen entzogene Teilchen, durch ein anderes, gleichartiges und gleichwertiges zu ergänzen.“
     „Es ist angerichtet,“ meldet in diesem Augenblick der Küchenmann, indem er das geistvolle Gespräch unterbrach. Alle, bis auf den Steuermann, begeben sich in den Speiseraum, wo an sauber gedecktem Tische Platz genommen wird.
     Seltsam, beinahe lächerlich, muten die hier aufgetragenen Portionen an. Jeder Teller ist mit einer dampfenden Brühe halb gefüllt; daneben thronen auf winzigen Schälchen einige verschiedenfarbige Brocken von Pflaumengröße: Konservierte Suppe, Gemüse, Fleisch, Früchte, nach einem Verfahren des berühmten Chemikers Professor Dr. Warp, als „Warp-Konserven“ ebenso berühmt wie berüchtigt. […]